Lisa

Liebe Marlen,

seit Tagen will ich mich mal bei Dir melden… Aber mit so einem kleinen Kindlein ist es ja wirklich nicht einfach, einen Zeitpunkt mit freien Händen und freiem Kopf zu finden.
Lovis Luke ist am 27. Mai geboren! 
Er ist gesund und wir sind sehr, sehr glücklich mit ihm.
3120g schwer und 51cm groß war er bei der Geburt.
Die Geburtssituation war tatsächlich etwas speziell – ich hatte pünktlich zum Termin Corona, war am Tag der Geburt auf dem Höhepunkt meiner Symptome (mit Fieber, Gliederschmerzen, Husten etc.) und musste ihn auf einer Isolationsstation zur Welt bringen, wo ich über weite Strecken ganz alleine war. Mein Freund durfte bei der Geburt und auch die Tage danach im Krankenhaus nicht dabei sein, was uns sehr geschmerzt hat – aber wir haben das Beste draus gemacht (und ganz viel per Video telefoniert).
Dank einer supertollen, sehr zugewandten, herzlichen, motivierenden Hebamme, von der ich immer nur die freundlichen Augen gesehen habe – wegen all der Schutzkleidung -, war es trotzdem für mich und uns ein gutes Geburtserlebnis. Der Magie des Augenblicks, als ich das Köpfchen spüren konnte und als er dann auf meinem Bauch lag, hat auch Corona nichts genommen!
Das Wichtigste war für mich, dass ich ab dem Moment als wir in der Klinik waren und  mein Freund gehen musste, die Situation angenommen habe wie sie war. Das war wie ein Schalter, der sich umgelegt hat. Ich habe einfach gemacht, mich auf meinen Körper und vor allem das Atmen konzentriert. Und genau dafür war Dein Kurs sehr hilfreich – für das Annehmen, das Vertrauen, das Atmen!
Die Hebamme – Antje – hat mich über die vielen Stunden sehr genau beobachtet und mir dann immer wieder Vorschläge gemacht, wie wir weitermachen können. Auf eine sehr gute Art, nie drängend. Sie meinte, dass es bei mir auch wegen der Krankheitssymptome vor allem darauf ankäme, noch etwas Entspannung zu bekommen, damit ich dann am Schluss die Kraft für die Geburtsphase aufbringen kann. Und so habe ich alle meine Wünsche und Vorstellungen sehr schnell über Bord geworfen – also dass ich keine Schmerzmittel möchte, dass ich mich möglichst viel bewegen und viele Positionen ausprobieren möchte, dass ich den Zugang nicht von Anfang an haben möchte, dass ich am liebsten ins warme Wasser will… Das war dann plötzlich nicht mehr relevant.
Die PDA, die ich nach einigen Stunden, in denen der Muttermund sich immer noch nicht viel bewegt hatte, bekommen habe, war genau das Richtige für mich. Sie war so gut dosiert, dass ich die Wellen noch spüren konnte, sie veratmen konnte. Auf der rechten Seite kamen die Schmerzen relativ schnell wieder, sodass ich noch einen Nachschub bekam, der dann aber auch genau so wirkte, dass er kurz vor der Geburtsphase nachließ. Ich habe Lovis Köpfchen genau gespürt und konnte dann richtig gut mitmachen. Die letzte Phase war dann auch wirklich nicht lang und um 20.10 Uhr war Lovis nach 17 Stunden im Kreißsaal (und 12 Stunden vorher zu Hause mit Wellen) und pünktlich zu Antjes Dienstschluss geboren. Was für ein unfassbares Glück!
„Wir haben es zusammen geschafft“, das habe ich als erstes gedacht und war so unglaublich stolz auf den Kleinen. Dass er das alles so gut mitgemacht hat.
Auf der Wochenstation war ich dann auch in einem Isolationszimmer mit Lovis. Und es ist ja schon erstaunlich wie selbstverständlich man plötzlich mit so einem kleinen Wesen umgeht, auch wenn man es vorher noch nie gemacht hat und von einem auf den anderen Moment alleine mit dem Kind ist. Geschlafen habe ich in der Nacht natürlich nicht. Aber immer wenn ich die Augen mal zu hatte und wieder aufgemacht habe und dieses Köpfchen gesehen habe, habe ich nur gedacht: Was für ein Geschenk!
Was auch ganz toll war: Als wir nach Hause kamen und mein Freund den Kleinen ENDLICH begrüßen konnte, haben die beiden in Minutenschnelle zueinander gefunden. Er ließ sich von Anfang an von seinem Papa so gut beruhigen. Die beiden tun sich extrem gut.
Liebe Marlen, ich danke Dir sehr für Deine Begleitung vor der Geburt, die vielen hilfreichen Tipps und Anleitungen, Deine gute Art mit uns Schwangeren!
Liebe Grüße
Lisa