Rike

Karla Magdalenas Geburt

Die Geburt unserer Tochter Karla hat mich gelehrt, dass man als Frau möglichst offen für das Abenteuer Geburt sein sollte, denn es kommt in den seltensten Fällen wie man sich das vorstellt hat und trotzdem kann man eine tolle Geburt erleben.

In meiner Vorstellung sollten die Wellen/Wehen ganz gemütlich am 04.03.21, dem Stichtag zu Hause losgehen, damit ich wie im Kurs „gelernt,“ meinen Kuchen backen kann (die Zutaten dafür hatten wir schon lange besorgt) und wir, also mein Mann Sven und ich, uns dann irgendwann gemeinsam auf den Weg ins Krankenhaus machen würden. Aber der Stichtag kam und ging und ich durfte früh die Erfahrung machen, dass Kinder ihren eigenen Kopf haben und nicht immer das tun, was man als Eltern von ihnen erwartet.

Für mich bedeutete das, nun alle zwei Tage zur Kontrolle zu gehen und so musste ich am Sonntag den 07.03. mich im Krankenhaus vorstellen. Vorbildlicher Weise hatten wir bereits die Kliniktasche im Auto und da Sven nicht mit ins Krankenhaus durfte, wartete er brav mit der Tasche vor der Klinik.

Leider waren die Ergebnisse des CTG nicht so gut wie gewünscht und die Ärztin erklärte mir, dass sie mich vorsichtshalber lieber schon dortbehalten wolle und mit einer sanften Einleitung beginnen möchte. Beides passte wieder überhaupt nicht in meine Vorstellung und ich war an diesem Tag sehr niedergeschlagen.

Am Nachmittag brachte Sven mir meine Tasche und mein Bettzeug, denn an diesem Tag fehlten saubere Decken auf der Station. Das stellte sich jedoch als Glück heraus, denn so hatte ich ein wenig Vertrautes bei mir. Außerdem brachte er den Kuchen mit, den er nun an meiner statt gebacken hatte.

Am nächsten Morgen wurde der nächste Einleitungsschritt vorgenommen, da die erste Maßnahme nach 24 Stunden zu keinem Erfolg geführt hatte. Doch auch der Montag verging zunächst ereignislos und ich war dankbar für den Besuch von Sven, bei dem wir draußen ein wenig spazieren gehen durften.

Abends beim Abendbrot gegen 20:00 Uhr merkte ich dann, dass mein Rücken anfing weh zu tun. Dieses Gefühl wurde recht schnell stärker. Um noch ein wenig zu ruhen, habe ich mich mit einer Wärmekompresse ins Bett gelegt und mir die Meditation angemacht. Allerdings funktionierte das nicht lange. Gegen 23:00 Uhr konnte ich nicht mehr liegen und fing an, im Zimmer auf und ab zu tigern. Eine halbe Stunde später habe ich mich auf den Weg zum Kreißsaal gemacht. Dort wurde ich in ein Vorwehenzimmer gebracht und noch bevor ich ans CTG angeschlossen werden konnte, hatte ich einen Blasensprung.

Schnell habe ich Sven informiert, damit er sich auf den Weg ins Krankenhaus macht, um auf jeden Fall vor Ort zu sein, wenn ich in den Kreißsaal wechseln darf. Um viertel vor eins war er dann endlich da und nur fünf Minuten später durften wir in den Kreißsaal umziehen.

Vor der Zeit mit Wellen alleine im Krankenhaus hatte ich große Angst. Im Nachhinein war es allerdings gar nicht so schlimm. Durch den Hypnobirthkurs wusste ich, wie ich die Wellen zu veratmen habe, was wirklich toll geklappt hat und ich durch das Zählen und die Konzentration sehr gut bei mir bleiben konnte. Die Atmung konnte ich während der gesamten Eröffnungsphase beibehalten und erst in der Geburtsphase musste ich umdenken. Das Kreisen des Beckens wiederum fand ich schnell unangenehm, da der Druck so stark war.

Im Kreißsaal behielt ich meine Atmung bei, diesmal angelehnt an Svens Brust. Die Herztöne fielen zu dieser Zeit das erste Mal ab und ein Arzt wurde hinzugerufen. Mit diesem wurde das weitere Vorgehen besprochen. Von diesem Gespräch weiß ich selber nicht mehr viel. Der Tenor war, dass man weiter beobachtet und erst dann über eine Medikamentengabe nachdenken sollte, wenn es sich weiter verschlechtert. Im schlimmsten Fall wäre auch ein Kaiserschnitt eine Option gewesen. Doch zum Glück traf nichts von alldem ein.

Gleich zu Beginn im Kreißsaal wurde ich gefragt, ob ich Interesse an einer PDA hätte, was ich zu diesem Zeitpunkt bejahte. Natürlich hatte ich mir auch dazu vorher Gedanken gemacht und hatte mich dazu entschlossen, das von der Situation abhängig zu machen. Da es inzwischen mitten in der Nacht war und ich die Nacht davor schon schlecht geschlafen hatte, merkte ich, dass meinem Körper die Kräfte schwanden und ich am ganzen Körper zitterte. Deshalb war ich dankbar für ein wenig Ruhe. Allerdings war damit auch die nächste Vorstellung, die ich vorab hatte, vorbei, denn von nun an musste ich liegen und konnte nicht verschiedene Positionen probieren.

Somit lag ich ab kurz vor drei nur noch auf dem Gebärstuhl und dämmerte zwischen den Wellen vor mich hin. Um kurz nach vier kamen die Wellen dann im zwei Minutentakt und meine Hebamme sprang vor mich auf den Stuhl und sagte, dass es nun losgehe. Etwas irritiert, weil ich dachte, es müsse noch schmerzhafter werden, fragte ich, was genau nun passieren würde und erkundigte mich, ob sie damit die Übergangsphase meinte, von der ich im Kurs gehört hatte. Da lachte sie auf und erklärte mir, dass jetzt das Kind kommen würde. Damit begann die letzte Etappe.

Zu Beginn der Geburtsphase mussten meine Hebamme und ich uns ein wenig eingrooven, da ich versuchte, die gelernte Atmung anzuwenden und sie mir erklärte ich solle die Luft während der Welle anhalten und pressen. Ich habe mich schließlich gefügt, da ich auf diese Weise Unterstützung hatte. Nach nur 2-3 Wellen fragte sie mich und Sven, ob wir das Köpfchen fühlen wollen, was wir beide taten. Ein sehr aufregender Moment!

Leider wurden gegen zwanzig nach vier die Herztöne schlechter, weshalb ein Arzt hinzugerufen wurde. Von dem Gespräch habe ich nicht so viel mitbekommen, doch zum Glück musste nichts weiter unternommen werden, denn die Herztöne stabilisierten sich schnell wieder. Allerdings ging es dann trotzdem nicht mehr voran und die Ärztin machte sich auf den Weg um eine Saugglocke zu holen. Doch zum Glück hatte ich eine taffe Hebamme, die beherzt zur Schere griff und mir erklärte, sie würde jetzt einen Dammschnitt machen. Eigentlich wollte ich auch das nicht, aber die Saugglocke wollte ich noch weniger.

Bei der nächsten Welle setzte sie den Schnitt und schon mit der übernächsten Welle und ein wenig Anstoß vom Arzt war Karla Magdalena um 04:33 Uhr auf der Welt. Sofort wurde sie mir auf den Bauch gelegt und Sven durfte, nachdem sie auspulsiert war, die Nabelschnur durchschneiden.

Anschließend wurde meine Narbe genäht und Karla wurde untersucht. Ich war schon wieder so gut drauf, dass ich währenddessen dem Arzt eine Frikadelle ans Ohr gequatscht habe. Der verabschiedete sich am Ende mit den Worten, dass er sich schon darauf freue, uns in zwei Jahren wiederzusehen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Obwohl ich mir so viele Dinge anders gewünscht oder vorgestellt habe, bin ich doch sehr zufrieden mit dem Verlauf meiner Geburt. Ich bin davon überzeugt, dass mir vor allem die Tipps aus dem Kurs geholfen haben, bei mir zu bleiben und die Ruhe zu behalten, die ich gebraucht habe, um jede der Phasen gut zu überstehen. Mit diesem Handwerkszeug und dem Vertrauen, dass die Ärzte und Hebammen dein bzw. euer Bestes wollen, kann man sich gut auf das Abenteuer Geburt einlassen.