Juliane

Liebe Marlen,

für uns immernoch unglaublich aber wahr: Unser kleiner Steinbock Philippa Louise ist da. ❤️

Sie wurde in der Nacht am 20.01.2021 um 03:31 mit 3610g und 53cm – auf ganz natürlichem Wege – geboren und wir könnten glücklicher nicht sein. Die Ärztin kam ausschließlich für den Corona-Test zum Einsatz und wir konnten keine 7 Stunden später wieder nach Hause, wo wir eine sehr, sehr stolze große Schwester vorfinden. 😊

Nun aber von vorn: Als ich am 19.01. morgens in Deiner, liebe Andrea, Yoga-Stunde war, war ich innerlich ja noch ganz schön aufgewühlt, da ich mir so sehr wünschte, dass sie sich endlich auf den Weg machte und gleichzeitig langsam mir eingestehen versuchte, ihr die Zeit zu geben, die sie offensichtlich noch brauchen würde. Es fiel mir sogar zum ersten Mal richtig schwer, mich auf das Yoga einzulassen. Nach der Yoga-Stunde war ich sogar so aufgewühlt, dass ich mehr als ein paar Tränen vergoss und entschied trotz des anhaltenden Regens einen Spaziergang in unsere Einkaufsstraße zu machen, um den Kopf frei zu machen und frische Luft zu tanken.

Der Spaziergang tat gut und befreite mich ein wenig von all den Gedanken. Am Nachmittag bekamen wir Besuch vom meiner Schwägerin, die fleißig mit meiner großen Tochter spielte und ich merkte plötzlich, wie ab 16:00 mein Bauch alle 10min steinhart wurde. Die (Geburts-)Wehen von Carlotta erinnerte ich zwar ganz anders, weil die Wehen aus dem Rücken kamen, aber irgendwie war mir ziemlich schnell bewusst, dass das Geburtswehen werden und sie auch – anders als die Wehen, die ich zuvor hatte – nicht wieder weggehen würden. Ich glaube es lag insbesondere an dem konsequenten Rhythmus, in dem sie kamen. Meiner Schwägerin fiel auf, dass ich hin und wieder auf die Uhr schaute und plötzlich entstand eine besondere, aufgeregt schöne Stimmung. Sie ging dann um 17:30 und um 18:00 beim Abendbrot unserer Tochter sagte ich meinem Mann, dass ich glaubte Wehen zu haben und meine Eltern jetzt mal informieren würde. Er blieb recht entspannt und fragte, ob er dann nach dem Essen nochmal joggen gehen könne. (-:

Mit meinen Eltern besprach ich, dass wir unsere Tochter zu Hause ins Bett bringen würden und sie später zu uns kommen und sich bei uns hinlegen würden und erst am nächsten Tag – bei Bedarf – Carlotta zu sich mit nach Hause nehmen würden.

Gesagt getan. Carlotta wurde ins Bett gebracht, mein Mann arbeitete die letzten E-Mails ab und machte Sport, ich ging unter die Dusche, föhnte mir nochmal die Haare schön, schminkte mich und lackierte meine Nägel. Ich dachte mir, dass ich so schnell nicht wieder so viel Ruhe dazu haben werde. Wie es der Zufall will, hatten wir zu der Zeit auch noch unseren „Family-Corona-FaceTime-Call“, sodass auch meine beiden noch kinderlosen Geschwister schnell Bescheid wussten und ich einen kleinen „Fan-Club“ hatte. (-;  Meine Wehen kamen nun alle 7-8min und zogen nun auch schon so kräftig in den Unterleib, dass ich jedenfalls während der Wehe nicht mehr sitzen mochte und auch nur angespannt reden konnte. Es war inzwischen 21:00.

Meine Eltern kamen gegen 22:00. Wir beschlossen schnell, dass sie sich schon mal hinlegen und wir eigenständig ins Krankenhaus fuhren würden. Ich spürte, dass es noch zu früh war, um ins Krankenhaus zu fahren. Innerhalb der nächsten zwei Stunden wurden die Wehen aber deutlich stärker. Um 24:00 kamen sie dann alle 4-5min und blieben mind. eine Minute. Da meinte ich zu meinem Mann, der gerade noch „schnell“ eine Pizza gegessen hatte, dass wir in den nächsten 15min losfahren sollten.

Im Auto hatte ich dann auch wieder eine Wehe, die im sitzen kaum auszuhalten war. Die nächste Wehe hatte ich passender Weise vor dem Tresen im Kreißsaal, sodass die Hebamme schnell einschätzen konnte, „wie weit ich war“.

Dort angekommen musste ich allerdings erstmal zwei gefühlte Rückschläge hinnehmen: zum einen war kein Kreißsaal mit Gebärwanne mehr frei, sondern nur noch ein ganz normaler – Wassergeburt fiel also weg. Zum anderen war die Hebamme, die meine große Tochter zur Welt brachte, nicht da, und ich musste mich auf eine andere einlassen, was mir erst schwer fiel. Ich merkte aber, dass man manchmal auch Personen eine zweite Chance geben muss, denn im Verlauf erwies sich die jetzige Hebamme als wahnsinnig gut.

Um 01:00 hatten wir uns „eingerichtet“: Ich hatte um ein Funk-CTG gebeten, um meine Achten kreisen zu können; hatte mir unsere Yogamusik über einen mitgebrachten Lautsprecher angemacht und mit der Ärztin geklärt, dass ich erstmal keinen Zugang haben möchte, da ich davon ausging kein Schmerzmittel zu benötigen.

Sie war einverstanden. Zudem war mein Muttermund komplett verstrichen und bei 5cm geöffnet. Dies freute die Hebamme sehr und sie meinte, sie sei beeindruckt, wie weit ich schon sei und meinte auch, dass ihr die Stimmung im Kreißsaal sehr gefiele und wir es als Paar ganz toll machten. Das freute uns natürlich sehr.

Mein Mann fragte dann noch, ob wir also gar keinen Spaziergang mehr machen müssten – vermutlich an die erste Geburt denkend, wo wir 4 mal zum Spazieren gehen „geschickt“ wurden.

Da schmunzelte die Hebamme und meinte, die Zeit habe sie nicht, sie wolle heute Nacht das Kind gebären. Das freute mich natürlich sehr und meinem Mann wurde glaube ich zum ersten Mal klar, dass es jetzt auch schnell gehen könnte. Die erste Geburt hatte ja 36 Stunden gedauert…

Meine Wehen wurden stärker und ich musste nun immer in die Hocke gehen und mein Mann seine warmen Hände auf meinen unteren Rücken legen. Ich merkte, dass ich nicht bei jeder Wehe durch die Nase ausatmen konnte, sondern auch mal leichtes Tönen „entspannender“ fand. In den Wehenpausen summte ich meist bei der Musik mit, um möglichst lange auszuatmen.

Um 02:30 merkte ich, dass ich fast keine Wehenpausen mehr hatte und die Wehen sehr, sehr intensiv wurden. Um 02:45 meinte ich zu meinem Mann, dass ich glaubte in der Übergangsphase zu sein und wenn die Hebamme nicht in 10min käme, wir sie rufen müssten. 5min später war sie ohnehin da und auf meine Frage, ob ich wohl in der Phase sei, erwiderte sie nur „Sag Du es mir, wie fühlst Du Dich“. Ich sagte, ich würde langsam pressen wollen, was ich zum ersten Mal spürte – bei Carlotta hatte ich das nicht so klar gespürt. Daraufhin untersuchte sie mich fix und bestätigte, dass mein Muttermund bei 8-9cm sei und das Köpfchen den Weg nach unten suche.

Ich sagte ihr dann, dass ich auf keinen Fall im Liegen gebären wolle, sondern im Stehen oder im Vierfüßlerstand. Sie schlug den Vierfüßlerstand auf dem Bett vor, sodass ich mit den Knien auf dem Bett war und mit den Armen/dem Oberkörper auf der aufgestellten Bettkannte lehnte. Das war sehr angenehm und für mich die ideale Geburtsposition.

Ich sagte der Hebamme dann noch, dass ich Angst vor dem Pressen habe, da es bei meiner ersten Tochter nicht so gut geklappt hätte und ich daher erstmal – wie beim Hypnobirthing gelernt – es mit Hinausatmen versuchen wolle. Sie machte mir Mut und war damit einverstanden. Das Hinausatmen klappte super und ich kam ganz gut in einen „Schiebe-Rhythmus“. Nach 3-4 Wehen sagte die Hebamme nun aber, ich solle mal die Luft anhalten und es mit dem Pressen versuchen, da ich so mehr Kraft hätte. Ich versuchte es und es gelang mir gut, die Fruchtblase platzte und ich konnte tatsächlich spüren, wie das Köpfchen hinunterwanderte. Das bestärkte mich sehr. Allerdings wurde der Druck jetzt auch immer größer und es fiel mir kurzzeitig schwer, in den Pausen zu entspannen. Doch dann kam mir wie mit einem Gedankenblitz mein Ort aus der Hypnose in den Kopf und von da an „beamte“ ich mich immer an „unseren“ Nordseestrand und versuchte mich auf das Rauschen der Wellen zu konzentrieren. Dazu legte die Hebamme ihre warmen Hände auf meinen unteren Rücken und massierte mich leicht, was unglaublich gut tat.

Es dauerte nicht lang und das Köpfchen war so gut wie geboren, zwei Wehen lang, durfte ich es aber nicht hinaus schieben, um meinen Beckenboden etc. die Zeit zu geben, sich zu lösen/dehnen. Die wohl zwei längsten Wehen meines Lebens… Dann kam das Köpfchen und es folgte der Körper und  die kleine Maus war nach noch nicht mal 30min Geburtsphase geboren. Und ich blieb ganz ohne Geburtsverletzungen. Für mich wie ein Wunder.

Ich konnte es kaum glauben, aber ich fühlte mich so gut nach der Geburt, dass ich mich gleich auf unser kleines Mädchen konzentrieren konnte anstatt erstmal wieder zu Kräften zu kommen. Wir bekamen viel Zeit, erstmal in Ruhe unsere kleine Philippa zu bestaunen und erst ca. eine Stunde später folgte die U1 Untersuchung.

Ich war der Hebamme am Ende sehr, sehr dankbar und musste meinen ersten Eindruck revidieren und dankte auch meinem Mann, der diesmal das richtige Gespür hatte, mich in meinem Wunsch, nach einer anderen Hebamme zu bitten, zu bremsen und die erste Untersuchung abzuwarten (wo die Hebamme mir ja schon sehr Mut machte und wir „ein Team“ wurden).

Das war nun ein sehr ausführlicher Geburtsbericht, aber ich wollte gerne, dass Ihr die Geburt so genau kennt, weil es so viele Stellen gab, an denen ich an Euch denken musste und Ihr bzw. Eure Yoga-&Hypnobirthing Kurse so geholfen habt.

Im Verlauf der Geburt erfuhren wir übrigens, dass wir großes Glück hatten, den letzten freien Kreißsaal zu bekommen, da nach uns noch 4 weitere Paare kamen. Da wir weder ein Familienzimmer noch ich ein Einzelzimmer bekommen konnten, entschied ich mich spontan für eine ambulante Geburt und wir haben es uns jetzt erstmal zuhause richtig schön kuschelig gemacht.

Anbei zwei Bilder von unseren Mäusen.

Fühlt Euch fest gedrückt, und nochmal 1000 Dank für Eure Unterstützung – ich melde mich nochmal zum Rückbildungskurs (-:

Eure

Juliane mit Moritz, Carlotta und Philippa