Julia

Hausgeburt beim 3. Kind

 

Liebe Marlen,
Nun komme ich endlich dazu, dir einen Einblick in meine Hausgeburt zu geben. Bestimmt werde ich den in Etappen schreiben müssen 😉

Es ging in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen kurz nach 2 Uhr morgens mit leichten Wellen los. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt erst 1 Stunde geschlafen, weil ich den Abend davor nicht zur Ruhe gekommen bin. Da ich die Nächte davor schon ab und an leichte Wellen hatte und irgendwann wieder eingeschlafen, -und ohne Baby aufgewacht bin, habe ich erstmal ein paar Wellen abgewartet, um sicher zu sein. Die Wellen kamen im Viertelstundentakt und ich habe mir Meditationsmusik angemacht. Leider hat mich keine davon in einen Entspannungszustand versetzt.

Dann habe ich das angemacht, was ich kannte, da ich es die letzten Wochen täglich angehört habe, und sofort konnte ich mich fallenlassen: das war deine Aufnahme vom Hypnobirthing Kurs 🙂 Nach 8 Wellen, also kurz nach 4, habe ich meine Schwester Nina (angehende Hebamme) angerufen und Bescheid gesagt, dass es losgeht. Danach habe ich meinen Mann aufgeweckt und danach die Hebamme für die Hausgeburt angerufen – sie lag seit einer Stunde wach im Bett und hat an mich gedacht, hat sie gesagt. Das hat ja gepasst:)

Mein Mann hat angefangen, den Pool in unserem Schlafzimmer aufzubauen und den mobilen Heizkörper angemacht (im Zimmer sollten es mindestens 37 grad sein). Ich habe mich währenddessen in die dunkle Stube zurückgezogen, deine Aufnahme gehört und im Stehen ganz entspannt und die Wellen kommen und gehen lassen. Mit jeder Welle musste ich anfangs tatsächlich auf Toilette, mein Körper hat sich vollkommen entleert und spätestens da war ich mir sicher, dass es losgeht. Gegen 5 ist Nina gekommen und hat meinem Mann geholfen. Als im Geburtszimmer alles fertig war, habe ich mich auf dem Bett aufrecht hingelegt, deine Aufnahme im Repeat Modus gehört und wie in einer dunklen Höhle die Wellen veratmet. Dadurch, dass ich komplett meine Ruhe hatte, konnte ich mich nur auf die Atmung konzentrieren und die Wellen wurden dadurch tatsächlich abgemildert. Ein paar Aussagen in deiner Aufnahme haben mega geholfen: „Du musst gar nichts tun“, „Wenn du merkst, die Wellen werden zu stark, dann stelle dir einen Lautstärkeregler vor, den du runterdrehst“, „Ort des Rückzugs“ ( bei mir war es der Wald beim ehemaligen Elternhaus, in dem wir oft spazieren waren).

Als die Hebamme gegen 6:30 Uhr kam, hat sie mich erstmal untersucht und festgestellt, dass ich bereits bei 8 cm war. Das hat mich total überrascht, weil die Wellen bis dahin absolut gut auszuhalten waren. Ich habe aber auch gemerkt, dass -sobald ich die EarPods ausgemacht habe (weil z.B. die Hebamme kam) und ich mich unterhalten musste, ich die Wellen als stark und unangenehm empfunden habe. Daher habe ich die Gespräche auf ein Minimum reduziert und mich immer mehr mit deiner Aufnahme „weggebeamt“. Ob es totale Entspannung war oder ein hypnotischer Zustand, ich kann es gar nicht genau sagen. Ich war auf jeden Fall bewusst da.

Irgendwann sagte meine Hebamme, dass die Geburt in meiner Position (aufrechtes Liegen) nicht losgeht, so dass ich aufgestanden bin. Das war aber auch nicht mehr so angenehm, und so bin ich also das erste Mal (!!!) von meinen 3 Geburten ins Wasser gegangen. Die ersten Minuten waren tatsächlich unangenehm, weil ich das Gefühl hatte, dass das warme Wasser die Wellen intensiviert. Aber bald war es ein sehr schönes, leichtes Gefühl. Da die Hebamme nun ab und an kam und Herztöne gemessen und vaginal untersucht hat, haben wir die Salzlampe angemacht, so dass eine warme, gemütliche Atmosphäre herrschte. Mein Mann hat sich um die beiden „großen“ Kinder gekümmert und in die Kita gebracht und meine Schwester war die ganze Zeit an meiner Seite. Sie versorgte mich mit Wasser, massierte meinen Nacken, kühlte mein Gesicht mit kalten Lappen usw. – ein Engel!

Dadurch, dass ich weder Gurt noch Drähte am Bauch hatte, habe ich die Kindsbewegungen in den Pausen schön spüren können: er hat sich immer oben abgestoßen, um sich in das Becken zu drehen. Das war eine ganze neue Erfahrung für mich. Irgendwann war es dann soweit, dass die Wellen sehr stark waren und die Hebamme gab mir den Tipp bei jeder Welle „JJJJAAA“ zu äußern. Ich weiß noch, dass ich dachte, wann kommen denn endlich die schmerzhaften Übergangswehen, darüber hatten wir im Kurs ja so oft gesprochen, denn bis dahin waren das meiner Meinung nach immer noch Eröffnungswehen.

Dadurch, dass es ein etwas größeres Baby war, hat der Körper langsamer gearbeitet und die Wehenpausen waren länger. Das hat das rückblickend alles etwas entspannter gemacht, denke ich. Mittlerweile saß auch mein Mann neben mir und hat meine Hand gehalten. Ob er vorher schon im Raum war, weiß ich nicht, wie gesagt, ich habe mich mit deiner Aufnahme innerlich zurückgezogen und mich vollkommen auf mich konzentriert. Mein  JJJAA wurde auf jeden Fall immer lauter und ausgedehnter.  Die Hebamme ließ dann meine EarPods entfernen und bat mich, dass Köpfchen zu tasten. So habe ich in der nächsten Wehenpause meine Finger eingeführt und tatsächlich etwas hartes, halbrundes spüren können. Auch diese Erfahrung habe ich zum ersten Mal gemacht. Lange kann es ja nun nicht mehr dauern, dachte ich, wenn ich ihn schon selbst spüren kann!?

Die nachfolgenden Wellen waren schon ein anderes Kaliber, mein Sohn wollte raus. Durch das JJJAAA bei den Wellen, konnte ich einen guten Druck aufbauen und dadurch, dass der Pool (für 25€ bei A… gekauft) über große runde Vertiefungen am Boden verfügte, konnte ich dort meine Hacken schön abstützen und gegenhalten. Bei der vorletzten Welle kam das Köpfchen heraus und ich habe seine Haare gekrault, das weiß ich noch :)) Das Köpfchen war aber nur bis zu den Wangen draußen, so dass ich das Gefühl hatte, mein Baby steckt fest, was ich auch allen laut mitgeteilt habe – angenehm ist so eine Position in der Wehenepause nämlich nicht 😉

Bei der letzten Welle musste ich nochmal richtig drücken denn ich wollte unbedingt, dass der Kleine nun herauskommt. Dieses war dann auch die längste, kräftigste und zum Glück letzte Welle! Die Hebamme hat sich meine Hände geschnappt und ich habe ihn dann aus dem Wasser gehoben und mir auf den Bauch gelegt. Endlich war er da, es war 8:28 Uhr. Laut Hebamme hatte ich 4 starke Wellen bis er da war, ich selbst hatte weder Zeitgefühl noch eine Ahnung, wie viele Wellen es waren – ich war mit Atmen beschäftigt, worauf ich total stolz bin, dass ich daran gedacht habe. Aber du hast es in deiner Aufnahme ja auch oft genug gesagt und mich immer wieder daran erinnert! Letztendlich wog Leo 4.550g und war 53 cm lang. Es war so eine tolle Geburt und ich freue mich Immer noch, dass ich die Hausgeburt erleben durfte. Es war so entspannt, nicht irgendwohin fahren zu müssen, sondern mich einfach in meine Höhle zu verkriechen und das Erlebnis Geburt für mich zu erfahren. Auch, dass ich mich danach einfach mit meinem Sohn ins Bett kuscheln konnte, war einfach nur wunderschön!

Julia